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Eine Branche muss ihre Lehrlinge suchen

Das gibts doch nicht: Da ist jedes Jahr vom Lehrstellenmangel die Rede. Und die Schweizerische Metall-Union muss eine nationale Nachwuchskampagne auf die Beine stellen, um genügend Lehrlinge für ihre Berufe Metallbauer/-in und Metallbaukonstrukteur/-in zu finden.

Christian von Arx

Zuschneiden, bohren, schweissen, stanzen, biegen, schleifen, schrauben, nieten: Durch solche Tätigkeiten zaubert ein Metallbauer aus Chromstahl-, Eisen- oder Aluminiumträgern und -rohren zum Beispiel Treppen, Geländer, Griffe, Türen, Stützen, ganze Stahlhallen, Balkonanbauten oder Wintergärten. Was er dazu braucht, sind etwa eine Bohr-, Stanz- oder Schweissmaschine, aber auch Hammer, Feile, Meissel, Säge. «Es ist eine Mischung von Maschinen- und Handarbeit», sagt Dominik Fischer, Präsident des Fachverbandes Metallbau Kanton Solothurn.

Mit seiner Firma «d fischer Die Metallwerkstatt AG» ist Fischer seit fünf Jahren in einem Teil der ehemaligen Ideal-Standard an der Industriestrasse in Dulliken eingemietet. Unter seinen 15 Mitarbeitern sind vier Lehrlinge: zwei Metallbauer, eine KV-Lehrtochter und ein Anlehrling. Zu den Anforderungen meint Dominik Fischer: «Es braucht ein gutes räumliches Vorstellungsvermögen, gute Noten in Mathematik und Geometrie, man muss kommunizieren können und ein wenig robust sein.» Auch junge Frauen kämen für eine Lehre als Metallbauerin durchaus in Frage – allerdings sind die 39 Metallbauer-Lehrlinge im Kanton Solothurn derzeit alle Männer.

Nur rund zehn Lehrlinge pro Jahr

Neben dem Metallbauer, bis vor ein paar Jahren Schlosser genannt, bietet die Branche einen zweiten Lehrberuf: Metallbaukonstrukteur. «Das ist eher der Planer, der mehr im Büro als in der Werkstatt arbeitet, gewissermassen der ‹Hochbauzeichner› im Metallbau», erklärt der Präsident des Fachverbandes. Dominik Fischer nähme willige Schulabgänger/-innen mit Handkuss, aber – so unglaublich es klingt – er hat Mühe, seine Lehrstellen zu besetzen. Damit ist er in der Branche nicht allein. Nur gerade elf neue Metallbauer haben im Kanton Solothurn diesen Sommer ihre Lehre abgeschlossen, zehn Erstlehrjahrstifte haben im August neu angefangen. Das ergibt an der Gibs Olten nur noch knapp eine Metallbauer-Klasse – das Amt für Berufsbildung und Berufsberatung setzt einen Mindestbestand von 15 als Ziel. Damit ist der Fortbestand der Schulausbildung für die Metallbauer im eigenen Kanton gefährdet.

Den Metallbau-Lehrbetrieben in anderen Kantonen geht es nicht besser. Die Schweizerische Metall-Union (SMU), der Arbeitgeber- und Berufsverband der Branche, zählt 1800 Mitgliedfirmen mit rund 17 000 Mitarbeitern in der ganzen Schweiz. Diese Firmen bieten aktuell 1740 Lehrstellen für Metallbauer und 253 für Metallbau-Konstrukteure. «Hier gäbe es Lehrstellen, leider bleiben sie oft unbesetzt», berichtet Heinz Auer, Leiter der Abteilung Metallbau auf der Geschäftsstelle der SMU in Zürich.

«Einen Arbeitsplatz auf sicher»

«Unsere Berufe sind in Schulen und Berufswahl oft unbekannt», glaubt Auer. Dabei verfügten sie über Trümpfe, die in der heutigen Lehrstellen- und Arbeitsplatzsituation eigentlich stechen müssten. Heinz Auer: «Gelernte Metallbauer finden immer einen Arbeitsplatz. Metallbau-Konstrukteure können sich ihre Stelle sogar auswählen, denn an ihnen besteht ein Manko.» Die Weiterbildung (siehe Kasten) sei sichergestellt, und sie biete realistische Aussichten für den Schritt in die Selbstständigkeit. Am Lohn sollte es nicht liegen, meint Dominik Fischer: Nach Lehrabschluss könne ein Metallbauer in unserer Region mit 4000 Franken Monatslohn rechnen, nach zehn Berufsjahren mit gegen 6000 Franken. In Gebieten mit höheren Lebenshaltungskosten könne der Lohn auch höher sein.

«Metallbau-Botschafter» unterwegs

«Der Metallbau bietet ein sehr gutes Angebot für Jugendliche, das sie aber zu wenig kennen», konstatiert Heinz Auer. Darum hat die SMU jetzt eine nationale Nachwuchskampagne gestartet. Erstmals können Jugendliche an einem «Tag des Metalls» die Metallbau-Berufe in Betrieben der eigenen Region kennen lernen. Und Lehrkräfte können einen engagierten Fachmann einladen, der die Berufe in den Klassen anschaulich präsentiert. Ein solcher «Metallbau-Botschafter» ist zurzeit auch an Solothurner Schulen unterwegs.

Tag des Metalls in den Kantonen Solothurn, Aargau und Bern am Freitag, 16. September. Im Kanton Solothurn öffnen folgende Firmen ihre Tore für interessierte Jugendliche: Urs Marbet Metallbau AG, Gunzgen (Tel. 062 216 62 75), Frey AG Metallbau, Zuchwil (032 685 61 52), Werren + Lehmann GmbH, Derendingen (032 682 88 22), d fischer Die Metallwerkstatt AG, Dulliken (062 295 70 50). Informationen: Schweizerische Metall-Union, Zürich (044 285 77 30), E-Mail: info@go4metal.ch, Internet: www.go4metal.ch
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